Portfoliomanagement: Sonderkommentar zum Thema Corona-Krise und Aktienmärkte
März 2020

Portfoliomanagement: Sonderkommentar zum Thema Corona-Krise und Aktienmärkte

Das Coronavirus hat seinen Schwerpunkt ausgehend von China auf Europa verlagert. Während die Neuinfektionen in China weiter rückläufig sind, und Peking von einer allmählichen Normalisierung der Industrieproduktion ausgeht, spitzt sich die Lage in Italien und anderen europäischen Ländern spürbar zu. Amerika steht erst am Anfang des Pandemiezyklus. Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass Amerika ähnlich stark wie Italien von dem Virus getroffen werden könnte.

Die Viruspandemie ist zunächst eine Zeitfrage. Alle unternommenen Maßnahmen zielen darauf ab, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Dazu gehört jetzt auch, dass Länder wie Italien, Spanien und auch die Schweiz den Notstand ausgerufen haben. Frankreich verhängt ein Ausgehverbot und auch in Deutschland ist das öffentliche Leben weitgehend eingeschränkt. Die Folgen, die sich daraus für die Weltwirtschaft ergeben, sind momentan schwer abzuschätzen. Grundsätzlich verliert das Virus dann seinen Schrecken, wenn die Bevölkerung „durchinfiziert“ und somit immun oder ein Impfstoff gefunden wurde.

Die unterbrochenen Lieferketten führen zu einer Unterbrechung der Zahlungsströme, welche möglicherweise zu schwerwiegenden Finanzkrisen führen kann. Die Notenbanken und Regierungschefs der G7-Staaten haben darauf mit einem umfassenden Maßnahmenpaket (Senkung der Leitzinsen, Aufkauf von Unternehmens- und Staatsanleihen, Steuerstundungen, Kurzarbeitergeld etc.) reagiert, um die Liquidität an den Finanzmärkten und insbesondere der Banken aufrecht zu erhalten.

Der stärkste Ölpreiseinbruch seit dem Golfkrieg 1991 ist nicht auf die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums infolge der Corona-Pandemie zurückzuführen. Vielmehr lässt sich dieser „Ölpreiskrieg“ mit der Uneinigkeit über Produktionskürzungen zwischen Russland und Saudi-Arabien erklären. Beide Länder versuchen sich Marktanteile über den Preis streitig zu machen. Dies führt dazu, dass amerikanische Öl-Fracking-Unternehmen – welche durchschnittlich erst ab 40USD profitabel fördern – aus dem Markt gedrängt werden. So drohen den US-Fracking-Unternehmen hohe Verluste. Der Renditeanstieg bei US-Hochzinsanleihen – der Energiesektor macht ca. 14% aus – ist in den letzten Tagen sprunghaft angestiegen, dies signalisieren die damit gestiegenen Kreditausfallrisiken. Anders gesprochen, die Unternehmen müssen eine höhere Eigenkapitalrendite (Aktien) bzw. Fremdkapitalrendite (Anleihen) bieten, damit Investoren bereit sind, Geld (Kapital) in die Unternehmung bei gegebenem Risiko zu investieren.

Gerade bei unserem für langfristige Anleger ausgelegten Konzept „Rendite Global Plus“ ergeben sich voraussichtlich schon bald antizyklische Investitionsgelegenheiten. In dieser Strategie liegt die Zielaktienquote zwischen 60% und 80%. Aufgrund der außergewöhnlichen Situation an den Finanzmärkten haben wir unser Engagement in Aktien seit Ende Februar sukzessive reduziert und liegen aktuell deutlich unter der Aktienquote von 60%.
Da wir über eine maximal breite Streuung in die gesamte Weltwirtschaft investieren, ist das Ausfallrisiko ausgeschlossen. Auch die Frage, wo sich die Wertschöpfung am schnellsten erholt, ist wenig relevant. Und ob jetzt schon auf kurze Sicht der optimale Einstiegszeitpunkt ist, kann nicht abschließend beantwortet werden. Die koordinierten Maßnahmen der Notenbanken werden zu einer weiteren Zunahme der Staatsverschuldung führen. Gleichzeitig wird aufgrund der Niedrigzinsen die Zinslast sinken. Die Tatsache, dass nun auch die USA in der Phase der Nullzinsen angekommen sind, wird zu einer Neubewertung von Risikoanlagen führen. Vergleichbar mit der heutigen Situation auf dem Immobilienmarkt. Und jede Form des realen Kapitalerhalts wird aufgrund des Niedrigzinsniveaus hohe Aktienquoten in den Portfolios erfordern.

Daher werden wir die Entwicklungen an den Finanzmärkten weiterhin sorgsam beobachten und antizyklisch Chancen für langfristig orientierte Anleger nutzen.

In unserer mittelfristigen Anlagestrategie „Substanz Plus“ haben wir die Aktienquote frühzeitig auf ein Minimum von ca. 10% reduziert. Gleichwohl haben uns die Verwerfungen an den Zinsmärkten getroffen. Der Fokus auf der Aktienseite liegt neben einer weltweiten Streuung auf Unternehmen, deren Zahlungsströme und Zukunftsaussichten von der Weltwirtschaft und vom Coronavirus nicht betroffen sind. Auch hier werden wir Chancen nutzen und unsere Aktienquote selektiv erhöhen.