Portfoliomanagement: Auswirkungen des Coronavirus
Erhöhte Unsicherheit an den Finanzmärkten und die Auswirkungen des Coronavirus aus Sicht des Portfoliomanagements
Am Mittwoch, den 19. Februar 2020, notierten diverse Aktienindizes noch auf neuen Höchstständen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Coronavirus als Epidemie und somit zunächst als regionales Problem, insbesondere in China, betrachtet.
Nachdem die Zahl der Infektionen mittlerweile weltweit stark angestiegen ist, wurde die Hoffnung auf eine „regionale Ausbreitung“ zunichte gemacht und wir stehen zwischenzeitlich an der Schwelle zur Pandemie.
Die Forschung ist sich seit etwa einer Woche weitgehend einig, dass die Ausbreitung des Virus nicht grundsätzlich verhindert werden kann. Und auch das Robert Koch Institut hat zwischenzeitlich darauf hingewiesen, dass es zu einer Pandemie kommen kann. Das Institut veröffentlichte, dass die massiven Anstrengungen auf allen Ebenen des öffentlichen Gesundheitsdienstes bislang das Ziel verfolgen, die Infektionen in Deutschland so früh wie möglich zu erkennen und die weitere Ausbreitung des Virus so weit wie möglich zu verzögern. Damit wird Zeit gewonnen, um sich bestmöglich vorzubereiten und mehr über die Eigenschaften des Virus zu erfahren. Die Risikogruppen können dann besser identifiziert und entsprechende Schutzmaßnahmen vorbereitet werden.
Als Portfoliomanager müssen wir die aktuelle Situation im Hinblick auf die Auswirkungen für die Weltwirtschaft bewerten. Unserer Einschätzung nach ist die Ausbreitung des Coronavirus kein systemisches Risiko. Die Folgen für die Wirtschaft werden kurzfristig jedoch erheblich sein. Die chinesische Wirtschaft ist gelähmt. In Südkorea und in Italien wurden ganze Regionen unter Quarantäne gestellt. Neben den erheblichen Belastungen der Gesundheitssysteme wird das auch massive Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Lieferketten werden unterbrochen und Unternehmen werden zeitweise geschlossen. Hinzu kommt der Faktor Angst. Großereignisse werden abgesagt und die Verbraucher werden weniger ausgehen und verreisen. Dadurch wird der Konsum zeitweise einbrechen.
In der vergangenen Woche haben wir auf diese jüngsten Entwicklungen reagiert und unsere Portfolien und Strategien entsprechend angepasst.
Zahlreiche Anlageklassen haben in Erwartung des kurzfristigen wirtschaftlichen Schadens durch das Coronavirus deutliche Kursrückgänge erlitten. Unserer Einschätzung nach sind jedoch nicht alle Risikofaktoren in den Kursen eingepreist. So werden sich zunächst die Cash Flows bei vielen Unternehmen deutlich verschlechtern. Das ist insofern kritisch, da zahlreiche Unternehmen aufgrund einer hohen Verschuldung keine Risikoreserven besitzen. Dies erhöht die Gefahr von Insolvenzen und Verlusten, sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien von Unternehmen mit schlechter Bonität.
Den HB Fonds – Substanz Plus, unsere mittelfristige Strategie mit Fokus auf den Kapitalerhalt, haben wir dahingehend angepasst und Anleihen von betroffenen Unternehmen veräußert. Die Liquidität ist im Gegenzug auf knapp 10% erhöht worden. Auf der Aktienseite sind wir sehr breit gestreut über Indexfonds aufgestellt, sodass wir von dieser Seite keine Ausfallrisiken einzelner Unternehmen befürchten müssen.
Neben den Indexfonds sind wir in drei ausgewählte Einzelunternehmen direkt investiert. Die beiden Unternehmen Encavis AG (Solar- und Windkraftbetreiber) und die Deutsche Konsum REIT AG (spezialisiertes Immobilienunternehmen) generieren ihre Erlöse und Unternehmensgewinne unabhängig von den Risiken der Weltwirtschaft. Das dritte Unternehmen Berkshire Hathaway verkündete kürzlich einen Rekord von 128 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln. Diese wurden über die letzten Jahre aufgebaut, um – so der Unternehmenslenker Warren Buffet – in der nächsten Krise wieder günstig Unternehmen aufzukaufen. Somit ist die aktuelle Situation für das Geschäftsmodell von Berkshire Hathaway keine Gefahr, sondern vielmehr eine Chance.
Insgesamt haben wir die Aktienquote in der Strategie des HB Fonds – Substanz Plus schon vor dem Kurseinbruch an den globalen Aktienmärkten auf 18% abgesenkt. Damit haben wir sowohl die Liquidität als auch mittelfristig das erforderliche Risikobudget, um die Chancen zu nutzen und die Aktienquote zügig hochzufahren.
Für die langfristig ausgerichtete Strategie, die wir im HB Fonds – Rendite Global Plus umsetzen, erwarten wir, dass der langfristige Treiber der Weltwirtschaft die sinkende Armut bei einer weiterhin wachsenden Weltbevölkerung sein wird. Auf diesen Trend wird das Coronavirus keinen Einfluss haben. So bedeutet ein Konsumeinbruch in China beispielsweise einen Konsumaufschub und vermutlich keine Trendumkehr zu einem generellen Konsumverzicht. Damit sind die langfristigen Erträge von Aktien durch das Virus nicht bedroht. Die Ausfallrisiken einzelner Unternehmen haben sich jedoch bereits stark erhöht. In einer solchen Situation ist ein langfristig stabiles, qualitativ hochwertiges und erfolgreiches Portfolio so aufgestellt, dass es einerseits ein weltweit maximal breit gestreutes Aktienportfolio hält – dadurch wird das Ausfallrisiko einzelner Unternehmen vernachlässigbar – und andererseits eine Investitionsreserve in sicheren Anleihen vorhält, um diese bei einer weiteren Eskalation an den Finanzmärkten in Aktien umschichten zu können.
Diese Strategie verfolgen wir im HB Fonds – Rendite Global Plus konsequent. Insbesondere halten wir aktuell eine Investitionsreserve von ca. 20% auf der Aktienseite vor. In den kommenden Wochen wird der Verlauf des Coronavirus die Kursentwicklung prägen. Je nach weiterem Fortgang kann es nochmals zu entsprechenden Kursrücksetzern oder einer schnellen Erholung an den weltweiten Finanzmärkten kommen. Positiv zu werten ist, dass sich die Zentralbanken und Staaten darüber einig sind, die Wirtschaft mit finanz- und geldpolitischen Maßnahmen zu unterstützen. Wie sich die Lage in den nächsten Wochen auch entwickeln wird, wir sehen uns mit unserer Strategie gut aufgestellt und können jederzeit auf sich ändernde Bedingungen zielgerichtet reagieren.