Focus Money: Ultrastabiles Portfolio
Februar 2019

Focus Money: Ultrastabiles Portfolio

Renditen entstehen nur in der Wirtschaft. Um zu verstehen, was eine langfristig sichere Geldanlage ist, braucht man daher wirtschaftlichen Sachverstand.
Betrachtet man unsere kapitalistische Wirtschaftsordnung, so ist deren Brutalität bemerkenswert. Unternehmen, die keine hohen Eigenkapitalrenditen erzielen, wird die Daseinsberechtigung abgesprochen. Es reicht nicht, schwarze Zahlen zu schreiben, es geht je nach Branche um erwartete Eigenkapitalrenditen von bis zu 20 Prozent. Werden diese nicht erreicht, so wird das Unternehmen zerschlagen oder es werden Sparmaßnahmen mit Entlassungen beschlossen.

Eine Besonderheit des Kapitalismus ist es dabei, aus Krisen gestärkt hervorzugehen. Das mag auf den ersten Blick überraschen, ergibt sich aber direkt aus seiner Funktionsweise. In Krisen wird Eigenkapital knapp, die Investoren halten sich zurück. Damit steigen die Anforderungen an die Eigenkapitalrenditen der Unternehmen. Einige schaffen es damit nicht mehr, sich zu refinanzieren, und werden insolvent. Der große Rest jedoch wird stabiler und rentabler als vorher.

Josef Schumpeter nannte dies schon 1942 „schöpferische Zerstörung“, obwohl sich die ganze Dynamik dieses Prozesses erst mit der Globalisierung zu entfalten begann. Für einzelne Unternehmen wird die Welt damit immer unsicherer, die langfristige Rentabilität der Weltwirtschaft als Ganzes wird jedoch immer stabiler. Es ist an der Zeit, dass Anleger die Chancen dieser Ultrastabilität nutzen.

Konkret ergeben sich daraus zwei Folgerungen: Ein optimales Aktienportfolio sollte so gut wie möglich die Ertragskraft der Weltwirtschaft abbilden, erst dann hat man den Effekt der Ultrastabilität. Einzelne Unternehmen, aber auch Branchen oder Regionen können der nächsten Krise zum Opfer fallen. Wer weiß zum Beispiel, ob in zehn Jahren Autos noch aus Deutschland kommen? Oder ob die Zeit der Großunternehmen zu Ende geht? Es ist daher riskant, nur den Dax-30 zu kaufen oder den MSCI-World, der circa 1600 Großunternehmen aus Industriestaaten enthält. Der zweite Effekt ist, dass die Gewinne der Weltwirtschaft handlungsleitend für die Portfolio-Struktur sein sollten und nicht die Marktkapitalisierung. Man orientiert sich fundamental an der Rentabilität und dämpft damit das Risiko, in bestimmten Regionen oder Branchen zu heftig in Spekulationsblasen zu laufen. Beherzigt man dieses Vorgehen, so entsteht ein Aktienportfolio, welches langfristig vom Zinseszinseffekt der Unternehmensgewinne an Stelle von kurzfristigen Kursschwankungen dominiert wird. Dieser Effekt bedeutet, dass eine Verdopplung des Geldes in zehn Jahren einen Normalfall, eine Verdopplung erst in 15 Jahren einen Worst Case darstellt. Geht man von der Wirtschaft als Renditequelle aus, so macht die klassische Definition in der Anlageberatung von Risiko als Volatilität keinen Sinn mehr. Vielmehr sollte eine Bank auf ein zeitsensitives Risikomanagement umstellen. Je nach Anlagehorizont sollte der Kunde das für diesen Horizont sicherste Portfolio bekommen. Bei fünf Jahren Horizont entsteht Sicherheit klassisch durch die Begrenzung der Kursschwankungen. Das Risikomanagement orientiert sich an quantitativen Kennzahlen wie Volatilität oder Value at Risk.

Bei 15 Jahren Horizont entsteht Sicherheit hingegen durch die Rentabilität des eingesetzten Kapitals, der Zinseszins überlagert den Effekt der Kursschwankungen. Das Risikomanagement orientiert sich dann an fundamentalen Kennzahlen. Es ist sehr erfreulich, dass erste Privatbanken, wie die Hoerner Bank in Heilbronn, ihren Kunden inzwischen ein solches zeitsensitives Risikomanagement anbieten.

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